Autorin

Schreiben ist Passion, Schreiben ist Aufregung. Nichts ist spannender, als unter seinen Händen einen Text entstehen zu sehen, der eine eigene Welt schafft, in die sich eintauchen lässt.

Aber Schreiben bedeutet auch Einsamkeit und Grenzgängertum, denn schnell erkennt man, dass man beim Schreiben ein Stück weit sich selbst entdeckt – wiederfindet oder erneut verliert. Das, was mich beim Schreiben interessiert, ist, was sich unter der scheinbar bewegungslosen Oberfläche befindet. In einem Umwälzungsprozess durch den Text hindurch hole ich es nach oben ans Licht, untersuche, breite aus und gestalte neu. Der Leser muss diesen Prozess, diesen Weg, mitgehen, wenn er durch meine Texte hindurchkommen will. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Bei mir war der Anfang tatsächlich das Wort. Aus dem Schreiben heraus hat sich alles andere entwickelt. Auch wenn es ein oftmals schmerzhafter Prozess ist, so bin ich von tiefer Dankbarkeit erfüllt, denn ohne die Möglichkeit des Schreibens, des Schaffens von Texten und Texturen, bliebe mir eine reiche und vielfältige Welt verschlossen.


Zeitenwende

Für Joachim Grünhagen

Ein Kosmos der Zeit.
Unendlich langsam treibend.
Danach sehne ich mich.
Rasant in seiner Langsamkeit.
Auf der Stelle drehend.
Funken sprühend.
Voller Energie in seiner Müßigkeit.
Genüsslich darauf beharrend,
Zeit zu haben.
Zeit zu sein.
Danach sehne ich mich.

Breit' ich meine Flügel aus...

Breit ich meine Flügel aus verspricht eine Reise ins Selbst. Sind wir frei oder liegen wir in Ketten?

Die Auseinandersetzung mit den inneren Dämonen ist ein zentrales Thema in Schiebles Gedichten. Lässt man sie an die Oberfläche gelangen oder hütet man sie versteckt in sich selbst.
Erschreckend nachvollziehbar und durchdacht erforscht Schieble in ihren Kurzgeschichten Tabu-Themen der Psyche. Menschen, die mit ihren Problemen kämpfen oder aber auch eine Gefahr für sich und die Gesellschaft darstellen. Sie gewährt tiefe Einblicke in die Gedankenwelt all jener, die sich selbst von der Gesellschaft abgrenzen oder ausgegrenzt werden sie sind ein Psychogramm unserer Zeit.

Doch es finden sich auch Geschichten für heitere Stunden. Schieble haucht mythischen Persönlichkeiten neuen Atem ein und lässt sie über die heutige Zeit philosophieren. Sie parodiert Menschen aus dem öffentlichen Leben und greift aktuelle Bewandtnisse auf.

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Bildlose Bildlichkeit

Die Philosophie des bildlosen Denkens und Handkes Roman "Der Bildverlust": passt das? Ja!

Gilles Deleuze, prägnanter Denker des europäischen Kulturbetriebs, stellt in "Differenz und Wiederholung" das Postulat des bildlosen Denkens auf. Das Denken darf sich nicht auf das Bild beziehen, sondern muss voraussetzungslos zu denken beginnen. Als Konsequenz muss das Bild zuende gebracht werden, um zu einem voraussetzungslosen Denken zu gelangen. Nur dann kann es seine politische Aufgabe erfüllen. Wirklichkeit erscheint sonst immer als eine medial vermittelte und wird zu einer Wahrnehmung einer bilderfüllenden Leere.

Doch das Bild sperrt sich. In Deleuzes Arbeiten zum Bild wird deutlich, dass sich das Bild durch ein hohes Maß an Elastizität und Variabilität auszeichnet und virtuelle Kräfte enthält, die es überlebensfähig machen. So versteht die Autorin Deleuzes Arbeiten zum Bild als ein Abarbeiten und letztlich als ein Scheitern am Bild, das im Moment seines Verlöschens oder Verschiebens wieder aufersteht. Im Falle des Kino-Bildes leuchtet es in seinem unaufhörlichen (Über)angebot von aktuellen und virtuellen Bildern als Reales auf. Wie soll auf diese Weise das Bild enden? Deleuze scheitert so am Anspruch des Zuendebringens, worin philosophisches und produktives Potenzial liegt: für die Weiterführung der Philosophie als Entwicklung von Begriffen, die sich aus der Wahrnehmung speisen; für den politischen Anspruch der Philosophie; für das eigene Leben als Leben in und mit Bildern und vielleicht zukünftig jenseits von ihnen.

Dieses Leben jenseits der Bilder hat Peter Handke in seinem Roman "Der Bildverlust oder durch die Sierra de Gredos" durchgespielt. Der bis dato von der Literaturwissenschaft wenig beachtete Text wird einer Deleuzianischen Lektüre unterzogen, die sich aus der Analyse des philosophischen Bild-Werkes von Deleuze speist. Dabei erscheint der Text selbst als ein großes Bild, zusammengesetzt aus abertausenden Kleinst-Bildern, die Handke mittels Schrift erschafft. Somit ist diese Analyse auch ein Nachdenken über das Verhältnis von Bild und Schrift, Bild und Sprache und Bild als Sprache. Hieraus ergeben sich für die Literatur­wis­sen­schaft weiterführende Fragestellungen, insbesondere bezüglich der Fruchtbarmachung des Werkes von Deleuze. Und eines ist tröstlich zu wissen: der Bildverlust ist nicht das Ende, sondern das Leben geht weiter – sowohl jenseits der Bilder als auch mit ihnen.

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